10 Oct

1. Lesung: Jes 25,6-10a; 2. Lesung: Phil 4,12-14.19-20: Evangelium: Mt 22, 1-14

Liebe Schwestern und Brüder,

"Alles vermag ich durch den, der mich stärkt." (Phil 4,13)

"Schön wäre es", mag sich jetzt die eine oder der andere von euch denken. Das wäre doch super, alles zu können und zu vermögen, in allen Situationen des Lebens souverän oder einfach ein Supertalent oder ein Held zu sein. Und das alles mit bzw. durch Gott?
An diesen Gott möchte ich nicht wirklich glauben: an einen Gott, der wie ein Energizer oder wie ein Müsliriegel wirkt, wenn einem die Kraft ausgeht und den ich dann nur nehmen brauche und schon geht's weiter...
Oder an einen Gott, der uns zu Hochleistungs- und Turbomenschen macht, damit wir mehr und mehr Leistung bringen bzw. immer härter im Nehmen werden?
Oder an einen Gott, der alle Probleme und Herausforderungen des Lebens wegzaubert, damit alles irgendwie lieb und nett ist? Oder im umgekehrten Fall: Der Gott, mit dem ich wie mit einem Schwert gegen die "böse Welt" ankämpfen kann?

Zugegeben: Ich wünschte mir das alles auch irgendwie! Dass mir aus dem Glauben Superkräfte und -talente zuwachsen. Dass dieser Gott für mich kämpft und arbeitet, damit das Leben ein wenig angenehmer wäre!

Aber dieser Gott wäre ein Instrument meiner Interessen bzw. ein Gegenstand, den ich für mein (vermeintliches) Wohl gebrauche. 

Und die Realität zeigt es mir ja immer wieder auf, dass das Leben anstrengend und mühsam sein kann - mit und oftmals auch gerade wegen des Glaubens. Die größte Herausforderung - zumindest für mich - ist meine Mittelmäßigkeit. Da kommt manchmal nicht mal Gott dagegen an ;-)

Für Paulus entfaltet dieses "Alles vermag ich durch den, der mich stärkt" tatsächlich seine Wahrheit: seine Ohnmacht und sein Unvermögen. Seine doch sehr intensive Christusbeziehung verringert ihm nicht das Leid und erspart ihm auch nicht Gefängnis und Folter etc.
Zu dieser Wahrheit gehört, dass er sich in seiner Ohnmacht radikal Christus öffnen und sich ihm übergeben muss. Der Glaube an Christus hilft ihm, ganz im "Heute" und im "Jetzt" zu sein - sich jetzt mit Christus zu verbinden bzw. jetzt Christus in sich leben und wirken zu lassen.
Dieser Glaube überlässt sich dem Herrn und vertraut auf die Kraft der Liebe Gottes und versucht nicht, Gott (für die eigenen Zwecke) zu instrumentalisieren. Die Erfahrung der und das Wissen um die Gnade Gottes macht es Paulus möglich, das Leben so anzunehmen, wie es ist und gibt ihm auch die nötige Flexibilität, sich auf die verschiedensten Herausforderungen einzustellen. 

Letztlich ist es ja auch der Weg, den Christus gegangen ist. Vor Pilatus erklärt Jesus: "... Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier..." (Joh 18, 36)

Jesus geht diesen ohnmächtigen Weg der Liebe, damit die Kraft Gottes und die Gnade sich entfalte und nicht ein strategisches Kalkül. An diesen Gott möchte ich glauben, der die Wege, auch die Irr-, Um- und Kreuzwege mitgeht, weil er mich liebt. Das gibt mir Kraft!




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