Am vergangenen Samstag feierten wir in Abtenau und am vergangenen Sonntag in Lungötz zwei sehr festliche und schöne Gottesdienste, bei denen gut 115 junge Christen das Sakrament der Firmung empfangen haben. In diesem außergewöhnlichen Jahr fast ein kleines Wunder, dass wir diese Feste tatsächlich in diesem (wenn auch eingeschränktem) Rahmen feiern konnten. Lange Zeit war nicht klar, ob bzw. wann das was mit den Firmungen wird. Ich war am Samstag und Sonntag ehrlich froh und erleichtert, dass wir es geschafft hatten.
Und doch stellt sich bei mir auch ein wenig Unbehagen ein, weil ich vermute, dass viele der jungen Neugefirmten auch froh sind, dass sie es endlich geschafft haben, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. Endlich im Glauben erwachsen und somit buchstäblich aus der Kirche "hinaus"-gefirmt.
Es gibt im Vorfeld doch immer wieder auch Diskussionen, warum sie während der Vorbereitungszeit Gottesdienste besuchen sollen, warum es Module braucht, in denen vom Glaubensleben erzählt wird etc. Wenn es diese Diskussionen gibt, bin ich froh, weil es dann eine Auseinandersetzung mit der "Sinnhaftigkeit" des Glaubens gibt; weil das Infragestellen ein Ausdruck des Suchens ist. Viele andere erdulden halt das ganze Prozedere einer Firmvorbereitung und sind froh, wenn es halt dann geschafft ist.
Wozu also das Ganze? Liegen meine Erwartungshaltung und das, was die Kirche eigentlich von Gefirmten erwartet, und die der Neugefirmten (und der meisten Christen in unserer Gemeinde) soweit auseinander? Ist die Firmung und der Glaube ein zum Leben gehörendes Accessoire, während "wir" als Pfarre Glaube als etwas Existenzielles und Lebens(be)deutendes sehen?
Hier klaffen tatsächlich große Gräben auf, die sich nicht so leicht überbrücken lassen.
Und doch:
Ich glaube da schon auch an die Kraft des Heiligen Geistes. Ich glaube an seine lebensverändernde Kraft und dass er in jedem Menschen wirkt, dass er anspricht, berührt und ggf. Verkrustungen und Verhärtungen aufbricht - auf beiden Seiten des Grabens. Ja, ich glaube, dass der Heilige Geist diese großen Gräben zwischen Anspruch und Wirklichkeit überbrückt.
Ich glaube, dass es an uns liegt, den Samen des Wortes Gottes auszustreuen und sich dann dem Wirken des Geistes zu übergeben, d.h. darauf zu vertrauen, dass dieser Samen in jedem Mensch zu keimen und wachsen beginnt... und manches liegt einfach nicht in meiner Verfügungsgewalt bzw. in der der Kirche. Auch die Gelassenheit und die Geduld sind Früchte des Heiligen Geistes.
Und gerade dieses Vertrauen in den Heiligen Geist, dass wir in den nächsten Wochen wieder von vorne mit der Firmvorbereitung beginnen!