23 Jan

1. Lesung: Jona 3,1-5.10; 2. Lesung: 1Kor 7,29-31;
Evangelium: Mk 1,14-20

Liebe Schwestern und Brüder,

jetzt geht's los. Wir hören heute im Evangelium vom Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu. Ein fulminanter Start: Sein Auftreten muss so überzeugend gewesen sein, dass ihm auf der Stelle Simon und Andreas, sowie Johannes und Jakobus gefolgt sind.

Und das ist ja zugleich das Verstörende: Wie kommen die vier dazu, auf der Stelle alles aufzugeben, um Jesus zu folgen?
Diese Radikalität und Spontanität fordert heraus...

Und es wird noch herausfordernder, wenn man bedenkt, dass die "Predigt - die Antrittsrede Jesu" denkbar kurz ist:  "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15).

Da halte ich inne: Was müsste mir gesagt werden, damit ich sofort aufbräche! Wofür und/oder für wen würde ich sofort alles stehen und liegen lassen?

Zurück zum Evangelium: Die Botschaft Jesu ist kurz und doch nicht zu übertreffen: ER ist das Evangelium. In IHM ist das Reich Gottes nahe gekommen. ER ist das Prinzip und das Fundament dieses Reiches.
Und das lässt die Jünger sofort aufbrechen; nicht eine vage Idee, ein Parteiprogramm oder eine Ideologie, sondern das menschgewordene Evangelium, der Sohn Gottes: Gott mitten in der Welt!

Für mich drückt sich das in dem kurzen Satz aus: "Die Zeit ist erfüllt!" (Mk 1,15). Mit Jesus gibt es keine leere oder vertane Zeit mehr. Mit IHM und in IHM bricht die Ewigkeit herein - die Fülle und Vollendung der Zeit.

Die Zeit ist erfüllt, weil sie SEINE Zeit ist und ER Leben in Fülle schenkt. Erfüllte Zeit ist "geschenkte Zeit - Zeit der Gnade!"

In der zweiten Lesung hören wir Paulus sagen, dass "die Zeit kurz" ist (vgl 1 Kor 7,29).

In dieser Spannung leben wir als Christen: in der "erfüllten Zeit" und in der Gefahr, dass die "Zeit kurz ist und vorbei sein kann".

Paulus und die Jünger der frühen Kirche lebten in der Naherwartung, dass Jesus bald wiederkommen werde.

Und daran hat sich auch für uns nichts geändert: Christus lebt und wirkt als der Auferstandene und Gegenwärtige in der Kraft des Hl. Geistes auch heute. Und wir warten auf die Vollendung dieser Welt, wenn Christus kommt und sich unsere Zeit sichtbar erfüllen wird.

Und jeder Moment unseres Lebens steht in dieser Spannung der "erfüllten Zeit" und der "kurzen Zeitspanne".
Und da halte ich nochmals inne: Kann ich meine Lebenszeit als von Gott geschenkte Zeit annehmen, als Zeit, in der er mir begegnet und sich mir zuwendet? Wie gehe ich mit meiner Zeit um?

Wir wissen, wie schnell die Zeit vorbei sein kann - und da muss ich nicht unbedingt an das Lebensende denken.

Die Zeit ist erfüllt und sie ist kurz.
Meist sind wir so im Trott unseres Lebens und des Alltags gefangen, dass wir oft nur "gleich, gleich" sagen, weil wir ja keine Zeit haben...

Die Jünger im Evangelium haben sofort erkannt, wer und was ihre Zeit erfüllend macht und sind aufgebrochen...


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