1. Lesung: Sir 27,30 -28,7; 2. Lesung: Röm 14,7-9; Evangelium: Mt 18,21-35
Liebe Schwestern und Brüder,
immer wieder singen wir das Lied "Herr, ich bin dein Eigentum". Und weil es ja ein so schönes und vertrautes Lied ist, beachten wir kaum, wie provokant das ist, was wir singen.
Ich bin "Eigentum Gottes"?
Widerstrebt das nicht unserem Freiheitsgefühl? Ich gehöre doch mir selber, oder nicht?
Dieser Gedanke, dass wir "Eigentum Gottes" sind, irritiert und verstört, weil wir um unsere "Selbst-Ständigkeit" und Unabhängigkeit fürchten. Sollen wir tatsächlich "unfreie und unterwürfige Christen" sein?
Wenn ich diesen Text aber genauer betrachte, dann entdecke ich, welche Freiheit mir das schenkt, "Eigentum Gottes" sein zu dürfen:
"...Denn keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende..." (Röm 14,7-9)
Für mich bedeutet das, dass ich mir den Sinn des Lebens nicht selbst definieren muss, dass mir durch die Beziehung zum Herrn eine Sinnhaftigkeit meines Lebens zugesagt ist. Ich gehöre zu ihm, weil der Herr mich liebt. Ich gehöre ihm, weil Gott mir das Leben geschenkt und mir so Vieles im Leben ermöglich hat, was meine Fähigkeiten bei Weitem übersteigt. Und weil ich IHM lebe, bin ich in seiner Liebe geborgen. Weil er der HERR ist und mich bedingungslos liebt, kann ich erst richtig ICH sein, weil ich mich seinem DU verdanke. Und zugleich habe ich das Vertrauen, dass ER mich niemals im Stich lässt, eben, weil ich sein Eigentum bin. Christus zeigt uns die Liebe Gottes, für den jeder Mensch einzigartig ist, weil er nach seinem Bild geschaffen ist.
Zum Herrn zu gehören ist das Fundament meines Lebens, auf dem ich gut stehen und leben kann, weil ER mich hält und weil ich dadurch einen festen Boden unter den Füßen habe.
