24 Oct

1. Lesung: Ex 22,20-26; 2. Lesung: 1 Thess 1,5c-10; Evangelium: Mt 22,34-40

Liebe Schwestern und Brüder,

diesen Impuls schreibe ich aus der Quarantäne; als K 1 wurden mir von der Gesundheitsbehörde für ein paar Tage Besinnungstage verordnet. Wenn man viel Zeit hat, so wie ich gerade, gibt es zwei Möglichkeiten: sie zu verplempern oder sie gut zu nützen. In meinem Fall heißt das, dass ich mir bewusst Zeit für Gott und für mich nehme und mir über Grundsätzliches in meinem Leben und meiner Gottesbeziehung Gedanken mache. Und da stellt sich die Frage nach dem Wichtigsten in meinem Leben. Natürlich wird einem in der Quarantäne bewusst, was einem fehlt und das Leben wirklich reich macht: von der Bewegungsfreiheit angefangen bis zu den vielfältigen Begegnungen und Freundschaften. Aber die Frage stellt sich, was es nicht nur Wichtiges in meinem Leben gibt, sondern was wirklich das Wichtigste ist? Das, was mein Leben im Innersten zusammenhält, was mir Sinn gibt, auch und gerade dann, wenn alles andere wegfällt?
Von einem Mönch und Priester ist es ja irgendwie zu erwarten, dass er jetzt Gott als das Wichtigste in seinem Leben angibt. Aber so einfach ist das auch für mich nicht - vielleicht auch gerade für mich als Priester und Mönch nicht. Natürlich glaube ich und bin mir sicher, dass Gott der ist, der meinem Leben den Sinn und die innere Sicherheit gibt, dass ER der ist, der mich bedingungslos liebt und mich barmherzig und gnädig anschaut. Aber diese Wirklichkeit eröffnet sich nicht, wie wenn ich einen Film anschaue und in eine andere Wirklichkeit eintauche. Sie liegt auch nicht in Form eines mathematischen Beweises vor mir. Diese Wirklichkeit zeigt sich in der Spannung der Sehnsucht und der Liebe - also letztlich in der Suche nach Gott.
Nur wenn ich mich aufmache, wenn ich mich auf den Weg mache, den zu suchen, von dem ich mich geschaffen, gehalten und geliebt weiß, trete ich ein in SEINE Dynamik, der sich auch aus Liebe aufgemacht hat, um als der Ewige in unserer Welt zu sein, zu wirken und sie zu lieben. Jesus beschreibt seine und des Vaters Liebe als eine, die aufbricht, um "das verlorene Schaf" oder die "verlorene Drachme" zu suchen. Es gibt für ihn scheinbar nichts Wichtigeres als das noch so Kleine zu suchen und zu finden. Was für eine Liebe! Die Größe und die Allmacht Gottes zeigt sich in diesem bedingungslosen Interesse für das Unscheinbare und Unbedeutende. Indem er das verlorene Schaf heimträgt und wegen der wiedergefundenen Drachme eine Fest veranstaltet, nimmt diese Liebe und die Freude über das Wiedergefundene auch die Zurückgebliebenen in diese Dynamik hinein. 

Somit zeigt sich, warum für Jesus das Wichtigste die Liebe ist. Sie ist schlichtweg die Art und Weise, wie Gott ist und wirkt.
Und als Christen lassen wir uns von Christus in diese Dynamik hineinziehen. Wir suchen Gottes Liebe, indem wir uns von IHM suchen lassen und indem wir IHN bei unserem Nächsten, im Mitmenschen, suchen. Und wenn wir diesen Eifer Gottes haben, der überall nach dem Schaf und der Drachme sucht- gerade auf den unvertrauten Wegen, im steilen Gelände oder in den hintersten Ecken, werden wir finden...

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