14 Nov

1. Lesung:  Spr 31,10-13.19-20.30-31; 2. Lesung: 1Thess 5,1-6
Evangelium: Mt 25,14-30

Liebe Schwestern und Brüder,

am Ende des Kirchenjahres werden die Schriftlesungen ernster, denn der Blick geht auf das Ende der Welt und des Lebens. Das kann einem Angst und Sorgen machen. 

Die zweite Lesung sagt uns, dass der "Tag des Herrn wie ein Dieb in der Nacht kommt" (vgl. 1Thess 5,2). Eine ewige Sicherheit gibt es in unserer Welt nicht. Das erleben wir immer wieder und gerade in diesem Jahr: wenn Kriege und Krisen die Welt in Atem halten, wenn Diagnosen und Schicksalsschläge Biografien entscheidend verändern usw.

Da ruft uns Paulus auf, wachsam zu sein - so zu leben, dass unser Leben nicht aus den Fugen gerät, wenn unsere "Sicherheiten" wegbrechen.

Dabei verweist er auf die eigentliche Realität, die uns als Kinder Gottes geschenkt ist: "...Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis..." (1Thess 5,5). Als Kinder des Lichts leben wir in der Gegenwart des Herrn.
Der Tag des Herrn, der kommen wird, ist somit nicht nur keine ferne Größe mehr, die irgendwann in diese Welt hereinbrechen wird. Der Tag des Herrn ist mit der Auferstehung Christi angebrochen; wir leben in seiner Gegenwart. Das ist die Grundsicherung des Glaubens. 

Wer im "Heute Gottes" lebt, braucht keine Angst zu haben, der kann nüchtern, klar und hoffnungsfroh sein Leben in die Hand nehmen. So einfach gesagt, so schwierig im Tun. 

Wer im "Heute Gottes" lebt, der erfährt sein Leben und diese Welt als Geschenk. Der nimmt die Talente, die ihm anvertraut werden, in die Hand. Nur weil wir im "Heute Gottes" leben und sich diese Welt im "Tag des Herrn" vollenden wird, macht es Sinn, die Welt zu gestalten- das Beste (wohlgemerkt nicht unbedingt " das Meiste") herauszuholen.
"...Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen..." (Mt 25,21 oder 23)

Wer mit Gott am Ende des Lebens und vor allem während des Lebens rechnet, der steckt den Kopf nicht in den Sand und vergräbt sich und sein Talent nicht. Er versucht, in der Gnade und im Licht Gottes das zu leben und weiterzugeben, was er empfangen hat. Gerade weil er versucht, im "Heute Gottes" sein Leben zu gestalten und aus dem Geschenk der Gnadengaben etwas zu machen, nimmt er Gott und die von ihm anvertrauten Talente ernst.

Die erste Lesung, die natürlich sehr "zeitgebunden" ist und unsere "modernen Ohren" erschüttert, beschreibt eine Frau, die "als menschliche Verwirklichung der Frau Weisheit" (vgl. Einführung in die 1. Lesung im "Schott-Messbuch") dargestellt wird, um die es im Buch der Sprichwörter geht. Ich denke, dass es gerechtigtfertigt ist, diesen Text zu "gendern" und allgemein auf den Menschen auszulegen. Somit wird ein Mensch gepriesen, der den HERRN fürchtet und von IHM her lebt. Er hat wirklich Lust am Leben und an den menschlichen Beziehungen und tut Gutes.

Um diese Lust am Leben und an der eigenen Wirkmacht wirbt Jesus - aber nicht in der Autonomie, sondern in der Gemeinschaft mit IHM im "Heute Gottes"!

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