31 Oct

1. Lesung: Offb 7,2-4.9-14; 2. Lesung: 1 Joh 3,1-3; Evangelium: Mt 5,1-12a

Liebe Schwestern und Brüder,


was ist ein "Heiliger"?
Ein Mensch, der im Leben alles richtig gemacht hat und sich so den Himmel verdient hat? Oder einer, der besonders heroisch gelebt und gewirkt hat und somit von Gott und der Kirche geehrt worden ist und ein Heiliger wurde?

Wenn wir die Lesungen des heutigen Festes näher betrachten, dann sind die "Heiligen" ziemlich unfertige Menschen. Jesus bezeichnet die selig, die trauern, die arm sind - die alles andere als stark, mächtig und erfolgreich sind.
Auch die Besiegelten in der ersten Lesung kommen "aus der Bedrängnis". Nach steiler, heroischer Karriere schaut das nicht aus.

Im Wort "heilig" steckt das Wort "heil", im englischen "Holy" das Wort "whole -ganz". Wer heilig ist, ist in sich "ganz geworden", der läuft rund. Aber wer kann das schon von sich behaupten?

Aus eigener Kraft schafft das kein Mensch! Unsere (oft falschverstandene) Autonomie und Unabhängigkeit ist spätestens im Tod zu Ende.
Die Bibeltexte sagen uns, dass wir nur in Gott und durch Gott rund laufen und ganz, heil werden.
"...Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm...sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blute des Lammes weiß gemacht..." (Offb 7,10.14)
Das Lamm steht als Bild für Jesus, der am Kreuz sein Leben hingegeben hat für das Heil. Im Kreuz zeigt sich die Liebe Gottes, die sich nicht triumphalistisch gibt, sondern demütig und ohnmächtig aus der Schwäche heraus wirkt und Erlösung schenkt. Das "Blut des Lammes" besiegelt diese unabänderliche und unerschütterliche Treue und Liebe Gottes zu den Menschen. Hier zeigt sich Leben und Liebe vollends! Diese Liebe Gottes macht den Menschen ganz und heil.
Jesus macht uns zu Kindern Gottes, das heißt: Er nimmt uns in diese Liebe und Geborgenheit des Vaters hinein. Er eröffnet uns den Sinn im Leben und zeigt uns einen Weg des Lebens und zum Leben!
Die zweite Lesung sagt uns, dass wir Gott schauen werden, wie er ist (vgl. 1 Joh 3,2). Wir werden ihn erkennen, der alles Sein zusammenhält, der sich in Liebe dieser Welt zuwendet, sie erschaffen hat und vollenden wird. Er ist das Lebensprinzip schlechthin. Gott ist nicht nur der Anfang, sondern auch der Letzte, der vollendet, wo wir mit unserem Tun und Denken am Ende sind... und dazu hat er sich in Jesus zum Letzten gemacht: am Kreuz!

In dieser Liebe und in diesem unaufgebbaren Bund hat uns Gott erwählt und in seine Gemeinschaft aufgenommen. Wir sind heilig, weil wir Gemeinschaft am Heiligen (in Gott) haben - aus Gnade, nicht aufgrund besonderen Könnens.
Diese Hoffnung gibt Halt und Stehvermögen; sie richtet auf und schenkt Aufrichtigkeit im Leben: "Jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, so wie er heilig ist." (1 Joh 3,3)
Sich heiligen heißt, alles von Gott erwarten, sich von IHM beschenken lassen und sich auch von IHM nehmen lassen. Als Mensch dürfen wir unfertig sein, weil er uns ganz und heil macht. Nur müssen wir ihn auch an uns ranlassen....

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