05 Dec

1. Lesung: Jes 40,1-5.9-11; 2. Lesung: 2 Petr 3,8-14
Evangelium: Mk 1,1-8

Liebe Schwestern und Brüder,

"Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn." (Mk 1,1)

So beginnt das Markusevangelium. Und es ist doch erstaunlich, dass Markus eben nicht mit einer "Biografie" oder einem Stammbaum Jesu beginnt. Jesus spielt am Anfang des Markusevangelium, den wir heute hören, nur eine indirekte Rolle. 

Das Evangelium - die Frohe Botschaft von Jesus von Nazareth, dem Sohn Gottes - beginnt eben nicht mit Jesus. Das Evangelium hat mit der Erschaffung der Welt begonnen. Die Heilsgeschichte des Volkes Israel ist nicht nur ein beliebiges oder unbedeutendes Vorspiel, sie ist ein Ausdruck des Liebes-Bundes Gottes mit seinem Volk Israel. 

Für das Markusevangelium ist Johannes der Täufer die Brücke bzw. das Bindeglied vom Alten zum Neuen Bund, der mit Jesus Christus beginnt (ganz wichtige Nebenbemerkung: der Alte Bund ist deswegen nicht ungültig oder minderwertiger (vgl. Röm 9-11) ; die Bezeichnung alt ist hier wirklich zeitlich zu verstehen. So werden seit Johannes Paul II. die Juden mit gutem Grund als die "älteren Brüder und Schwestern im Glauben" bezeichnet.)

Johannes der Täufer ist dieser Bote, der das Kommen des Messias ankündigt, die personifizierte Stimme, von der Jesaja in der Lesung spricht.

Er bereitet die Ankunft vor, indem er die Taufe zur Umkehr und zur Vergebung der Sünden aufruft; damit will er die Unebenheiten der Wüste bereinigen und die Straßen gerade machen. 

Die Umkehr verlangt eine Richtungsänderung oder wie es das altgriechische Wort "metanoia" ausdrückt, ein "Umdenken". 

Der Anfang des Evangeliums beginnt also mit einer Richtungsänderung und mit dem Umdenken.
Die Geschichte mit Jesus dem Christus beginnt in meinem Leben mit einem wachen, offenen und bereiten Herzen.

Dazu braucht es die Ehrlichkeit und die Wahrhaftigkeit im Leben und die Bereitschaft für sein Tun Verantwortung zu übernehmen.
Um dem Herrn im eigenen Leben einen Weg bereiten zu können, braucht es, wie es Jesaja heute formuliert, die Bereitschaft, dem Evangelium eine Stimme zu geben: "...Sag den Städten in Juda: Siehe, da ist euer Gott..." (Jes 40,9)

Die Umkehr/das Umdenken geht also radikal von der Gegenwart Gottes aus und hat Gott als Ziel.

Damit das Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, auch in mir beginnen kann, braucht es nicht nur diese Hinwendung zu ihm, sondern auch die Haltung Johannes´ des Täufers:
"...Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich..." (Mk 1,7)

Johannes weiß, dass er die Stimme ist, die dem "Wort, das Fleisch geworden ist" (vgl. Joh 1,14) einen Resonanzraum mit seiner ganzen Person gibt, dass er dafür mit all seiner Kraft und seinen Fähigkeiten arbeitet. Er weiß aber auch, dass er nur "die Stimme" und nicht selbst der Inhalt der Botschaft ist.

So müssen auch wir immer wieder neu zu der Haltung kommen, dass wir alles für Jesus Christus geben - dass auch wir mit unserem Leben ein Resonanzraum für das Evangelium sind- und doch alles von IHM erwarten.

Dieses Paradox des Glaubens heißt Nachfolge. IHM nachfolgen, SEINEN Weg gehen - und das aber mit all dem, was ich bin und kann!

So beginnt das Evangelium in meinem Leben: "...dann offenbart sich das die Herrlichkeit des Herrn..." (Jes 40,5)

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