16 Jan

1. Lesung: 1 Sam 3,3b-10.19; 2. Lesung: 1 Kor 6,13c-15a.17-20; Evangelium: Joh 1, 35-42

Liebe Schwestern und Brüder,

an diesem Sonntag hören wir ein Evangelium, das mich seit meiner Jugend immer wieder neu anspricht und bewegt. 

Auf den ersten Eindruck hin schaut es aus, als würde Jesus halt auf seine ersten Jünger treffen. Die Erzählung ist aber wesentlich komplexer, da hier nicht einfach nur Menschen aufeinander treffen, die sich mögen, sondern sich das ereignet, was der Johannesprolog kurz zuvor angekündigt hat: "...Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden..." (vgl. Joh 1,12)

Es lohnt sich, genauer dem Text zu folgen, um der Schönheit dieses Evangeliums auf die Spur zu kommen und letztlich bei "Christus zu wohnen".

1. Johannes richtet seinen Blick auf Jesus. Johannes richtet den Blick seiner Jünger auf Jesus: Seht das Lamm Gottes! Jesus sieht, dass die beiden Jünger des Johannes ihm folgen. Die Einladung Jesu heißt: "Kommt und seht!" Und sie sahen, wo er wohnte. Jesus blickt schließlich Simon an und macht ihn zum Petrus.
Das Sehen ist nicht nur ein Sehen mit den Augen. Hier geht es um ein tieferes Sehen und Erkennen. In dem Menschen Jesus ist das "Wort, das bei Gott war und Gott ist" (vgl. Joh 1,1) zu sehen. Dieses Anschauen und Anschauenlassen ist aber auch ein Blick der Liebe. Liebende müssen sich in die Augen schauen und anblicken, um sich zu lieben. 

2. Jesus geht vorüber. Die Jünger gehen Jesus nach. Dann die Einladung: "Kommt und seht!"  und sie gehen mit. Andreas geht schließlich mit Simon zu Jesus.
Der Glaube ist nicht einfach nur ein Lernen von Formeln und Überzeugungen. Das Wesen des christlichen Glaubens ist das Mitgehen mit Christus. Der Glaube ist ein Weg mit Christus, der in die Beziehung, in die Gemeinschaft mit IHM führt.

Und das findet seinen Ausdruck in dem kurzen Dialog: "...Was sucht ihr? Wo wohnst du? Kommt und seht!..." (vgl. Joh 1,38f.)

"...Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit..." (Joh 1,14)

Das Gehen mit Jesus wird zu einem Bleiben und Wohnen mit Christus!

Und dazu braucht es Menschen, die wie Johannes für seine beiden Jünger und wie Andreas für Simon, Zeugen für dieses Wort sind. So ereignen sich Berufungen und Leben mit Christus: Erzählen und hören, anschauen und anschauen lassen, gehen und wohnen. So führen wir uns zu Christus und so führt Christus uns in seine Nähe.

"...Rede, Herr, denn dein Diener hört..." (1 Sam 3,10)

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